(Geschichten aus dem Leben des Adolf Dolezel)
Helli und der alte Mann im Rollstuhl
Neben unserem Schlüsselladen liegt die Hofeinfahrt, das nächste Geschäft neben der Einfahrt ist ein Getränkemarkt. Die Kisten mit den Getränken sind schwer und die durstigen Käufer sind schwach. Sie kommen meist mit dem Auto, dabei parken sie, während sie das flüssige Lebenselexier besorgen, in eben dieser Einfahrt. Oft stellen sie ihr Fahrzeug schräg auf dem Gehsteig ab und versperren so mehr oder weniger den ganzen Gehweg. Manchmal muss der Bäckermeister, der, ich gebe es zu, etwas beleibt ist, auf die Straße ausweichen, um seinen Fußmarsch fortzusetzen.
Der alte Mann im Rollstuhl vor unserem Geschäft hatte also keine Möglichkeit den fahrbaren Untersatz eines dieser durstigen Parkrowdies zu passieren. Deshalb betrat eine Frau unser Geschäft und bat um Hilfe. Hilfsbereit eilte Helli, unser hoffnungsfroher Auszubildender, nach draußen.
Unser alter Mann saß schimpfend im Rollstuhl und klagte sein Leid: Er müsse genau an der zugeparkten Stelle die Straße überqueren. Auf der anderen Seit wäre sein Arzt, bei dem er einen Termin habe.
Tatkräftig bot ihm Helli seine Unterstützung an. „Ich schiebe sie jetzt zwei Meter zurück und bringe sie dann zu ihrem Doktor“. Der alte Herr protestierte heftig, weil er nicht seinen gewohnten Übergang benutzen durfte. Helli machte ihm in einer langen Diskussion klar, dass der Besitzer des Fahrzeugs nicht zu finden wäre, dass man also wirklich einen anderen Weg wählen müsse.
Er durfte schließlich helfen und den Herrn mit dem Rollstuhl auf der ungewohnten Route zum Haus des Arztes schieben. Dort angelangt öffnete Helli mit der einen Hand die Haustür, hielt sie mit dem Fuß fest, während er mit der anderen Hand den argwöhnisch blickenden Mann und dessen „Fahrzeug“ in den Hausflur bugsierte. Leicht ins Schwitzen geraten sah er sich nun einem weitaus größeren Problem gegenüber. Die Arztpraxis lag in der ersten Etage, der Rollstuhl aber stand noch im Erdgeschoß. Dazwischen lag die schier endlos wirkende Treppe, der einzige Weg nach oben.
Zur Lösung dieses Problems trug nun der alte Mann selbst auf überraschende Art und Weise bei! Er stand nämlich auf, sagte zu Helli, dass er den Rest des Weges alleine schaffe und ging die Stiegen einfach zu Fuß hinauf.
Unser freundlicher Helfer aus dem Schlüsseldienst stand mit offenem Mund nur noch sprachlos da.